In letzter Zeit läuft es richtig gut bei mir und den Karpfen. Natürlich, mein derzeitiges Gewässer ist um Meilen leichter als mein voriges. Das ist ganz klar. Aber wie auch immer, auch heute konnte ich es nicht mehr länger aushalten und musste mich ans Wasser werfen. Allerdings schüttete es zu Mittag wie aus Kübeln, erst zum späten Nachmittag hin beruhigte sich die Situation. Nun nutzte ich die Gunst der Stunde: AB ANS WASSER! Nach dem Regen geht es immer besonders gut. Weshalb? Durch den Regen gelangt Sauerstoff ins Wasser und genau das regt die Karpfen zum Fressen an.

Am Teich baute ich schnell alles auf. Ich fütterte zu jeder Rute nur etwa zehn Boilies, nicht mehr. Schnell noch meinen geliebten Gösser Radler aus der Hütte geholt und so ging's ans Warten. Wenig später begann es wieder heftigst zu regnen. Als es etwas nachließ, konnte ich plötzlich in der Nähe meines Platzes einen Amur an der Oberfläche beobachten. Da ging schon langsam mein Hanger hoch. Jep, der saß. Ohne jegliche Gegenwehr zog ich dieses schwere Etwas zu mir. Ich wusste sofort, dass es nur ein Amur sein konnte. Als der Torpedo an die Oberfläche kam, stockte mir den Atem. Ich hatte noch nie live so einen großen Amur gesehen! Das Herz schlug mir bis zum Hals. Der Haken saß an der Seite, wo er beim Amur noch leichter schlitzt. „Gott, bitte ich will diesen Fisch!“, betete ich. Dann kam, was zu befürchten war: Der Amur „explodierte“ vorm Kescher und weg war er. Ich war fertig. Aber ich gab nicht auf! Da ging auch schon die andere Rute ab. Das war zwar ein Karpfen, aber was für einer! Nach langem Drill sah ich, dass es ein großer Schuppla war. Ich denke mal, er hatte so 15 oder 16 Kilo. Und was geschah? Ja genau, auch er schlitzte aus. Ich war kurz vorm Weinen und einfach nur am Boden zerstört. Ich blickte zum Himmel hinauf und klagte: „ Wieso? Wieso tust du mir das an, lieber Gott?? Was habe ich gemacht???“

Aber was half es, ich legte die Montagen neu aus. Ich warf wie ein Verrückter mit dem Wurfrohr Boilies auf eine kleine Erhöhung unter Wasser. Kurze Zeit später lag ein sehr schöner Schuppla auf meine Matte. Als kurz darauf noch ein guter Spiegler folgte, war ich mit dem Schicksal schon wieder einigermaßen versöhnt. Als ich ihn gerade zurück ins Wasser ließ, ging langsam meine zweite Rute wieder ab. Mein neuer Kontrahent leistete tapfer Gegenwehr, aber ein paar Meter vorm Ufer kam er schließlich hoch. Da sah ich plötzlich etwas Orangenes an meiner Schnur. Das konnte nur ein Koi sein, ich wusste, dass in diesem Teich fünf dieser goldenen Karpfen herum schwammen. Als der Fisch dann im Kescher lag, bestätigte sich meine Annahme. Ich war einfach nur glücklich, denn das ist nun der erste Koi, den ich in meinem noch kurzen, aber angelverrückten Leben gefangen habe! Da war der Frust wegen der zwei verlorenen Fische endgültig vergessen.



LG Florian