Lipno-Stausee (Tschechien)

    • Lipno-Stausee (Tschechien)

      Wenn man sich nach dem tschechichen Lipno-Stausee unter Angelfreunden/im Internet/woauchimmer ein bisschen schlau macht bekommt man die verschiedensten Dinge zu hören. Von „phänomenalen Fängen“ bis hin zu „früher war es traumhaft, heute zum Vergessen“ ist eigentlich alles dabei, und ja, im Endeffekt hilft das dann auch nicht wirklich. Einzig was überall zu hören war: der Lipno ist kein ungefährliches Gewässer, da hier das Wetter wirklich im Minutentakt umschlagen kann, und auch schnell Mal Wellen in Höhen von über einem Meter auftauchen können. So weit, so gut, nach sehr sehr stressigen Wochen in der Arbeit (und deswegen auch schändlicher Vernachlässigung von angelplatz.at) stand für die vergangene Woche endlich eine Urlaubswoche an, und mit ihr auch mein Erstbesuch am Lipno. Die Anfahrt war – von einer kleinen Orientierungsschwäche meinerseits abgesehen - problemlos, der Einzug in die Unterkunft (welche ich wirklich nicht weiterempfehlen kann, und deswegen hier auch keinen Namen nennen möchte) ging rasch von statten und danach schnappte ich mir gleich das dazugebuchte Ruderboot samt Elektromotor und stattete dem Lipno einen ersten Kurzbesuch ab. Auf die geschlepppte (am Lipno ist schleppen nur mit Einsatz der Ruder erlaubt) 17cm Castaic-ReFo bekam ich tatsächlich nach kurzer Zeit einen Hammer-Biss, konnte diesen aber nicht verwerten und trat nach einer guten Stunde wieder den Rückweg an. Was mir ebenfalls relativ rasch auffiel ist, dass der Lipno (auch aufgrund seiner Geschichte, siehe: de.wikipedia.org/wiki/Stausee_Lipno) ein echter Garant für Hänger, und in weiterer Folge ein echtes Ködergrab beim Spinfischen ist.



      Nun gut, der eigentliche Start meines Lipno-Besuchs fing am Sonntag mit einem Guiding-Tag bei Andi Steidl (andis-fishingadventure.com) an. Gegen Acht wurde ich von Andi mit seinem wirklich gelungenem Eigenbau-Boot (ein umgebauter Segelboot-Bausatz, Bilder dazu gibt’s auch auf der Homepage von Andi) abgeholt und wir starteten den Tag mit Spin-Fischerei bei einigen Hotspots, welche Andi aufgrund seiner hervorragenden Gewässerkenntniss samt Echolot nacheinander ansteuerte. Währenddessen bekam ich auch eine interessante Einführung in die Struktur des Lipno samt all den versunkenen Wäldern, Häusern und der Bahnstrecke, welche einst durch das Tal ging, bevor der Lipno-Stausee entstand.



      Die Fänge hielten sich anfänglich in Grenzen, dafür wurden wir in relativ kurzen Abständen von (sehr starken) Regengüssen und (sehr kurzen) Sonnenperioden besucht. Als wir etwa das dritte Mal im dichten Regen standen und unsere Gummiköder mittels Faulenzermethode einholten konnte ich den ersten Zander überlisten. Kurz darauf (man beachtet die gänzlich veränderte Wettersituation auf den beiden Bildern) konnte ich auch einen Hecht mit etwa 60 cm für einen Fototermin überreden. Gut, beide Fische waren keine Riesen, aber sorgten immerhin für einen Lichtblick, auch wenn grade der nächste Regenschauer über/um uns niederging – dieses Mal war sogar kurz Hagel mit von der Partie, fad wurde uns also nicht ;)







      Auch Andi konnte nun ein paar Fische zum Biss überreden, kleine Barsche & Hechte waren es bei ihm. Als wir bei dem versunkenen Bahngleisen unser Glück versuchten hatte ich beim ersten Wurf gleich noch einen (kleinen) Hecht am rot-weißen Gummi, der trotz des ungleichen Größenverhältnisses zwischen Köder und Räuber den Gummi voll inhaliert hatte und mir beim Hakenlösen einige Arbeit machte, ehe ich ihn wieder in die dunkelbraunen Wassermassen (der Lipno-Stausee ist ein sehr eisenhaltiges Gewässer) entlassen konnte. Da der Köder scheinbar gut ankam versuchte ich weiter mein Glück und hatte einen echten Monsterbiß auf meine Jerkbait-Rute. Der Fisch zog sofort unters Boot, und ließ sich auch von dort nicht mehr lösen, sondern gab stattdessen den schwer zerbissenen Gummiköder frei – SHIT! Aber naja, wir hatten ja noch ein paar Minuten und verbrachten diese mit einer Flucht in Richtung Festland vor einem Gewitter und einigen Schleppstunden mittels 2 Sideplaner, welche leider ohne Erfolg blieben. Alles in allem waren wir etwa 13 Stunden am Wasser, was blieb ist, dass der Lipno keineswegs ein einfaches Gewässer ist, dass hier das Wetter einige Überraschungen auf Lager hat, und das Hänger hier ganz einfach zum Tagesgeschäft gehören. Guide Andi erklärte mir, dass er etwa 30 Gummifische (aus Eigenproduktion, und auch bei ihm am Boot zu erstehen) täglich (!!!) als „normalen“ Verlust sieht.



      Am nächsten Tag stieg ich bereits vor dem Frühstück ins Boot um für ein Stündlein mein Glück zu versuchen. Schon beim Verlassen der Bucht bemerkte ich allerdings die hohen Wellen, und rief mir die Worte von Andi in Erinnerung, dass am Lipno jährlich auch einige Menschen ums Leben kommen, da sie von den Wetterkapriolen überrascht wurden und kenterten bzw. ertranken. Also Schwimmweste wieder aus und zurück in die beruhigte Bucht. Nach etwa 10 Minuten an der Schilfkante attackierte ein kleiner Hecht meinen Zalt-Wobbler, stieg allerdings gleich wieder aus. Da das Schilf auch Unterwasser für Hänger sorgte versuchte ich mein Glück mit einem Popper und warf direkt unter die Brücke der neuen Eisenbahnstrecke. Obwohl das Wasser nur etwa 70 cm tief war sah ich einen riesigen Hecht den Popper attackieren. Kurz vor dem Biss überlegte er es sich allerdings anders, drehte ab und präsentierte mir seine helle Flanke in voller Action . Mit offenem Mund versuchte ich noch ein paar Mal das Popper-Glück – ohne Erfolg. Also war rascher Köderwechsel angesagt, Wieder kam der rot-weiße Storm-Gummifisch mit dem verführerischen Twister-Schwanz zum Einsatz, und siehe da: BAMMMM! Das Süßwasserkrokodil ließ sich tatsächlich darauf ein. Ich drillte mit hohem Tempo biss der ausgepowerte Hecht neben dem Boot lag und mich argwöhnisch betrachtete. Als mich kurz für das Boga-Grip umdrehte hörte ich ein lautes Platschen. Da der Hecht bereits beim Drill mehrmals gesprungen war, war dies eigentlich nichts überraschendes. Überraschend war jedoch, das ich – als ich wieder den Hecht im Blickfeld hatte – den Gummifisch neben dem Fisch treiben sah, der Fisch allerdings unverändert neben dem Boot lag. Im nächsten Moment kam allerdings das unvermeidliche: ein schneller Flossenschlag und der befreite Hecht verabschiedete sich wieder, wahrscheinlich hat er nur gewartet um mir noch den Rest zu geben, bzw. um mir zu zeigen wer hier eigentlich das Sagen hat... Das sich trotz verschiedener Köder an dieser Stelle nichts mehr bewegte, ist selbstredend, ob dieser Esox die magische 100er Grenze durchstieß oder nicht somit leider nur Spekulation.



      Nun denn, nach dem Frühstück wollte ich nochmals mein Glück am See versuchen, die Wellen hat etwas nachgelassen, der starke Wind ließ allerdings trotzdem keine normale Angelei zu. Ich erinnerte mich an Guide Andis-Tipp und steuerte den „kleinen Lipno“ an, einen Teil des Lipno-Stausess, welcher durch eine Brücke vom restlichen See getrennt ist und deutlich wind- und wellenberuhigt war. Die Angelei dort war leider ohne größere Erfolge (ein paar Barsche erbarmten sich) und so trat ich bald den Rückweg an. Was mich nach der Brücke erwartete war leider kein schönes Bild. Der Wellengang hatte sich wieder erhöht, deutlich erhöht. Ich versuchte die Wellen relativ direkt zu nehmen um das Risiko eines seitlichen Kenterns zu minimieren. Die kurzen Abstände zwischen den Wellen machten diese Strategie zu einer sehr ruppigen Geschichte. Ungefähr 50 Meter vom Ufer entfernt wurde das Boot derart hochgepeitscht, dass der Weg nach unten von einem Tauchmanöver des Buges begleitet wurde. Lange Rede, kurzer Sinn: ich hatte Glück und schaffte es das Ufer zu erreichen bevor die Wassermassen das Boot gänzlich in Beschlag nahmen – inkl. einer kleinen Schwimmeinlage von mir. War sicherlich eine haarige Situation, und ich bin froh hier euch so davon berichten zu können, und dass es nicht irgendwie anders ausgegangen ist.



      Da sich leider der nächste Tag wettertechnisch auch sehr schwierig darstellte musste ich das Abenteuer Lipno etwas früher beenden als geplant, allerdings nicht ohne die Schilfkanten des kleinen Lipno noch etwas abzuwaten und mit der neuen Hecht-Fliegenrute zu bearbeiten. Ein kleiner aber feiner Hecht konnte dem pink/weißen Streamer nicht widerstehen und wurde so zum ERSTEN FLIEGENFISCH-HECHT MEINES LEBENS! Das Hechtchen wies darüber hinaus eine relativ große (Biss)-Wunde kurz hinter der Schwanzflosse auf, leider war es mir nicht vergönnt mit dem Verursacher der Verletzung Bekanntschaft zu machen.



      Da mein Aufenthalt am Lipno eigentlich länger geplant war, nutzte ich noch einen Urlaubstag um meine Fliegenfisch-Kenntnisse auf Hecht noch an einem anderen Wasser auszubauen, der Bericht dazu ist hier Hecht mit Fliegenrute - erste Erfahrungen zu finden

      liebe Grüße
      gue
      'Meine größte Sorge ist das meine Frau nach meinem Tod mein Fischzeug um die Kohle verscherbelt, die ich ihr vorlog dafür gezahlt zu haben."
      AD
    • Re: Lipno-Stausee (Tschechien)

      Super Bericht :!: :!:
      Gratuliere zu deinem ersten Hecht auf der Fliegenruten :-__ Gut das du Heil aus dem Boot gekommen bist,das kann schon mal blöd ausgehen,weil der Lipno Stausee ja auch kein schmales Flüsschen ist.
      Petri Heil zu den Räubern!

      Lg Patzy
    • Re: Lipno-Stausee (Tschechien)

      Hallo Gue,

      vielen Dank das du dich mit diesem wunderbaren Bericht zurückmeldest!!
      Schön zu lesen dass du gesund zurück bist und trotz des eher schlechten Wetters, einige Fänge verzeichnen konntest.

      Hoffe du bekommst bald eine neue Chance und kannst dir einen 100+ fangen ;)

      Das fischen selbst soll ja sehr günstig sein am Lipno-Stausee!
      Was kostet dort die Karte? Wieviel muss man für ein Boot auslegen??

      lg
      Günther
    • Re: Lipno-Stausee (Tschechien)

      "ICE" wrote:


      Das fischen selbst soll ja sehr günstig sein am Lipno-Stausee!
      Was kostet dort die Karte? Wieviel muss man für ein Boot auslegen??


      Stimmt, gut 50 Euro für eine Wochenkarte ist wirklich sehr fair - unter apartman-vanessa.cz/de/angeln-…pno/angelschein-lipno.php findest Du noch weitere Info zu den Kartenpreisen, wg. dem Boot kannst Du nochmal einen guten 20er pro Tag rechnen, wobei hier (zumindest bei meinem) qualitativ noch einige Luft nach oben gewesen wäre.

      lg
      'Meine größte Sorge ist das meine Frau nach meinem Tod mein Fischzeug um die Kohle verscherbelt, die ich ihr vorlog dafür gezahlt zu haben."
    • Re: Lipno-Stausee (Tschechien)

      Für die 50 Euro kann man aber im ganzen Bezirk Budweis fischen ( in öffentlichen Gewässern ). Also auch im Großteil der Molda in diesem Bezirk ( ein paar Moldaustrecken sind private Forellenstrecken da gilt die karte nicht. )Auch nicht in den privaten Karpfenteichen. Man sollte sich schon vorher gut vergewissern wo man fischt. Aber nicht erst nach dem 10. Budweiser :lol:

      Lg. Peter
    • Re: Lipno-Stausee (Tschechien)

      "Oberesalzach" wrote:

      Für die 50 Euro kann man aber im ganzen Bezirk Budweis fischen ( in öffentlichen Gewässern ). Also auch im Großteil der Molda in diesem Bezirk ( ein paar Moldaustrecken sind private Forellenstrecken da gilt die karte nicht. )Auch nicht in den privaten Karpfenteichen. Man sollte sich schon vorher gut vergewissern wo man fischt. Aber nicht erst nach dem 10. Budweiser :lol:

      Lg. Peter


      Stimmt so (zumindest meines Wissens nach) nicht ganz: in Tschechien gibt es Forellen- und Nicht-Forellengewässer, und da bezahlt man verschiedene Preise dafür und muss auch verschiedene Karten kaufen. Was ich gehört habe, ist die Moldau ein Forellen-Gewässer und somit nicht mit der Lipno-Karte (= die Nicht-Forellengewässer-Karte) befischbar.

      lg
      gue
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