Köcherfliegen

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    • Köcherfliegen

      Hi
      Nachdem in letzter Zeit immer mehr selbst gebundene Fliegen im Forum auftauchen-Vorteil am Winter ;)- will auch ich einen kleinen Teil dazu beitragen. Ich beschäftige mich schon seit längerer Zeit mit dem Larven- bzw. Puppen- Stadium der Köcherfliege und will euch das Wissen nicht vorenthalten:

      Köcherfliegen gehören bestimmt zu einer der (für Fliegenfischer) wichtigsten Insektengruppe, da sie mit hunderten von verschiedenen Arten, diverse Fließgewässer- von Quellbächen bis hin zu großen Flüssen- besiedeln.
      Köcherfliegen durchleben insgesamt 4 Entwicklungsstadien, wobei bis auf das Ei- Stadium, die restlichen drei Stadien sehr gut als künstliche „Fliege“ zu imitieren und extrem fängig sind.

      Ich möchte euch hier mal wie oben beschrieben, die für mich interessantesten Entwicklungsstadien zeigen und zwar eben die Köcherfliegenlarve und die daraus resultierende Puppe. Auf das Imaginalstadium verzichte ich hier, dafür gibt es ja sehr gute Imitationen, angefangen von der „Rehhaar- Sedge“ bis hin zu diversen realistischen Mustern. (Außerdem liebe ich die Nymphen- Fischerei…)
      Also, die Larve:
      Hierbei gibt es für Fliegenfischer wieder zwei wichtige Gruppen: Köcherbauende Larven und jene, welche frei leben. Dabei sind für mich allerdings nur zweitere von Bedeutung, da man diese einfach effektiver und vor allem aktiver fischen kann.
      In unseren Gewässern gibt es vor allem zwei Überfamilien, von denen man als Fliegenfischer immer wieder mal hört: Rhyacophiloidea und Hydropsychoidea bzw. innerhalb dieser Familie wiederum Rhyacophila- Arten und Hydropsychen.
      Beide bewohnen v.a. eher schnell fließende Gewässer und bauen wie gesagt keinen Köcher. Sie sind in der Regel am Gewässergrund- zwischen Steinen anzufinden (Rhyacophila jagt dabei aktiv, Hydropsychen spinnen Netze, weiden aber auch gelegentlich einfach so den Boden ab), wobei sie oft von der Strömung mitgerissen und auf die Speisekarte der Salmoniden katapultiert werden. Beim Nachbinden dieser Larven, ist es also wichtig, sie mit einer entsprechend dicken Bleilage zu versehen, damit diese im Idealfall über steinigem Boden „abrollen“. Mit gelegentlichen, etwas stärker ausgeführten Mendings, bei denen sich die Nymphe abhebt und dann wieder langsam absinkt, ist also dann das Verhalten perfekt wiedergegeben.
      Bei der Farbgebung der Nymphe kann man sich meiner Meinung nach austoben, wobei ich persönlich die Rhyacophila- Arten grün und Hydropsychen in Beige bzw. Oliv- Tönen halte. Auch kann man, wenn man möchte noch ein drittes Beinpaar einbinden, wobei ich allerdings nicht glaube, dass dies die Fängigkeit der Nymphe erhöht.






      Die Puppe:
      Auf das Larven- Stadium folgt die Verpuppung in einem Kokon. Darin verweilt die Köcherfliege etwa 2 bis 4 Wochen und dann folgt für uns Fliegenfischer wieder eine sehr interessante Phase: Die Köcherfliege beginnt (meist ab dem späten Frühjahr), zur Oberfläche aufzusteigen. Dabei kriecht sie oft am Boden umher, um den geeigneten Moment des Aufstiegs abzuwarten und schwimmt dann Richtung Oberfläche. Dort angekommen, dauert es oft noch einige Zeit bis sie die Oberflächenspannung durchbricht. Beides, sowohl der Aufstieg, als auch das Verharren unter der Oberfläche sind gut zu imitierende Situationen, in denen das Insekt voll im Sichtfeld der Fische ist!




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      AD
    • Re: Köcherfliegen

      Spitzen Beitrag und wunderbar gebunden. :-// :-// . Es gibt schon noch Bäche und Flüsse in dem sie in massen auftreten. hier möchte ich Euch ein Foto zeigen wo die Köcherfliegenlarven sogar an die Angel gehen. Gefischt wurde im Inn bei Rosenheim
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    • Re: Köcherfliegen

      @ Willi:
      Nein verwende keine Latexstreifen mehr, sondern Real skin von J:Son. Sie hat den Vorteil, dass sie viel fester ist als herkömmliches Latex und somit die Segmentierung einfach deutlicher wird. Man kann aber natürlich auch Latexstreifen verwenden, man sollte dabei dann allerdings bei der Wicklung darauf achten, dass diese nicht zu fest ist, sondern die Streifen locker aufeinander liegen.
      Was sich übrigens auch gut eignet sind Streifen, herausgeschnitten aus herkömmlichen Labor- Handschuhen - da stimmt dann auch schon die Farbe ;).
      Lg
    • Re: Köcherfliegen

      Hi!
      Also eine Bindeanleitung an sich kann ich schon geben, allerdings leider nicht mit Fotos, da ich die einzelnen Schritte nicht abfotografiert habe.

      Werde aber versuchen, es in Worte zu fassen:

      Die Larve:

      Körper: Real skin oder Latex
      Tracheen am Unterlaib: Straußenfeder
      Beine: Fibern von Goldfasanen Stoßfeder
      Haken: Jeder der, der Form ähnelt von Shrimp bis Pupa, Emerger, etc.

      Also man legt die Grundwicklung und danach gleich eine ordentliche Bleilage. Ich verwende dazu eine selbstklebende Bleifolie, aus der ich mir die Streifen rausschneide. Am Nymphen- Ende wird dann ein weiterer Bobbin, eine oder wenn man möchte 2 Straußenfibern und das Latex eingebunden. Anschließend wird das Latex überlappend bis ans Kopfende gewickelt und abgebunden. Dann werden die Straußenfibern am Unterteil nach vorne gelegt und mit dem 2. Bobbin, durch Rippung in den Segmenten bis ca. 2/3 der Nymphenlänge nach vorne eingebunden, fixiert und der Überstand abgeschnitten. Dann werden die Beinchen eingebunden. Dazu dreht man die Nymphe am besten auf den „Rücken“ und bindet von unten her 2 Fasanenfibern ein. Wichtig dabei ist, dass die Wicklung immer im Segmentzwischenteil stattfindet, da so der Faden dann auf der Oberseite so gut wie nicht zu erkennen ist. Dieser Schritt wird dann für das zweite Beinpaar wiederholt, der Faden nach vorne geführt ein Köpfchen geformt und fertig. Anschließend kann man den Rückenteil bzw. die ersten 3 Segmente nach Belieben bemalen.

      Die Puppe:

      Abdomen: Real skin oder Latex, bzw. Dubbing und Latex als Rückenpanzer
      Thorax: Dubbing, ich verwende dabei am liebsten irgendein Naturdubbing, z.B. Fuchs in beige oder grau
      Beine: Rebhuhnrupf
      Flügelansätze: diverse syntetische Folien oder Fischhaut
      Flügelscheide: Fasanen Stoßfeder oder Latexstreifen
      Antennen: Entweder Fibern einer Kondor oder Fasanen Feder oder mayfly ties
      Haken: Nach Belieben

      Das Abdomen wird dabei gleich geformt, wie bei der Larve. Einziger Unterschied ist, dass ich die Puppe nicht so stark beschwere, da sie ja als Aufsteiger fungieren soll und im Falle eines Latex- Abdomens die Rippung wegfällt. Entscheidet man sich für die zweite Variante (also so wie die grünen Puppen), wird der Körper mit Dubbing geformt (ich verwende Insektengrün), dann von hinten her ein Latexstreifen als Rückenpanzer nach vorne gelegt und entweder mit Mono, braunem Bindefaden oder Goldtinsel nach vorne gerippt. Das Abdomen, egal auf welche Weise gebunden, sollte dabei ein bisschen mehr als die Hälfte der Nymphenlänge betragen. Anschließend werden am Abdomen- Ende etwa 10- 15 Fibern Fasanenstoß oder ein Latexstreifen eingebunden, welche später als Flügelscheide fungieren. Dann werden die Beinchen eingebunden. Dazu bindet man eine Feder vom Rebhuhnrupf mit der Spitze ein und wickelt sie mit einer Hechelklemme um die Nymphe. Wichtig: Die einzelnen Fibern nach jeder Wicklung nach hinten streifen. Nun werden an beiden Seiten (auf gleicher Höhe mit den Beinchen) die Flügelansätze eingebunden und das restliche Abdomen, bis ca. 3 mm vor dem Hakenöhr ausgedubbt. Dabei nutze ich die Schlaufentechnik, d.h. der Faden wird gesplisst, das Dubbing reingelegt und verdrallt. Für die Augen verwende ich ein ca. 5 mm langes Stück schwarzes 40er Mono und brenne mit dem Feuerzeug die Enden zu kleinen Kügelchen ab. Diese Augen werden dann knapp vorm Öhr eingebunden. Zusätzlich kommen an dieser Stelle noch die zwei langen Antennen. Als Abschluss wird die bis jetzt noch wegstehende Flügelscheide nach vorne, über den Thorax gelegt und abgebunden.

      Hoffe ich hab’s einigermaßen verständlich rüberbringen können.
      Lg Matthias