Warum kapitale Hechte schützenswert sind
Studienergebnisse aus den USA stützen die Meinung vieler Angler, dass große Fische zurückgesetzt werden sollten. Auch die Angelverbände setzen sich nun intensiv mit der Thematik auseinander. Die Idee des Küchenfenstersangelns nimmt langsam Form an.
Kontrovers wurde lange darüber diskutiert: Macht es Sinn, große Fische als potenziell starke Laichfische nach dem Fang zurück zu setzen, um die Reproduktionsfähigkeit des Bestandes zu verbessern? Es scheint so, denn neue Studien untermauern diese These. Dies ist natürlich entgegen alter Lehrbuchmeinungen, dass große Fische entnommen werden sollten, um den kleineren schneller wüchsigen Fischen einerseits einen großen Konkurrenten um Futter zu nehmen, aber andererseits auch einen Fressfeind.
Die Einführung eines Maximalmaßes neben einem Mindestmaß wird in vielen Kreisen als sogenannte “Küchenfensterregelung” diskutiert. Fische, in diesem Fall Hechte, dürfen nur entnommen werden, wenn sie das Mindestmaß überschreiten aber auch unterhalb des Maximalmaßes liegen. Alle Fische zwischen diesen Maßen sind dann die Küchenfische. Dass eine solche Regelung Sinn macht, dass dadurch der Bestand der Fischart geschützt wird, zeigt eine Studie aus den USA.
Release großer Fische ist gut für den Bestand
Folgendes sollte man dabei beachten, denn es galt immer für den Berufsfischer: „Der große Hecht zeigt den schlechten Fischer“. Soll heißen, große Hechte fressen den kleinen Hechten nicht nur die Beute weg, sondern sie fressen auch die kleinen Hechte, Kannibalismus. Doch dies ist zum Teil widerlegt. Große Hechte neigen dazu, in tiefe Gewässerschichten oder in das Freiwasser zu gehen. Die kleineren Hechte hingegen haben eine tiefe Bindung zur Unterwasservegetation, da diese den nötigen Schutz bietet.
Auch das Thema der Qualität des Laiches und die Befruchtungsraten werden untersucht. Untersuchungen in natürlichen Gewässern sind dabei jedoch kaum möglich, da es äußerst schwierig ist, den tatsächlichen Erfolg der Reproduktion zu beobachten oder gar zu messen. Fakt scheint jedoch, dass die Befruchtungsrate der großen Fische tatsächlich geringer ausfällt, als bei laichenden Jungfischen. Diese geringere prozentuale Rate der befruchteten Eier wird jedoch durch die Gesamtmenge an Eiern mehr als kompensiert. Welche Fische oder Fischlängen am meisten für den Bestand tun, indem sie für viele Nachkommen sorgen, hängt natürlich auch vom Bestand selber ab.
Gerade in Gewässern mit großen Angeldruck steigt daher auch die Bedeutung der großen Laichfische. In solchen Gewässern wird der Bestand durch Fischer und Angler stark verjüngt, so dass die Anzahl der kleineren laichreifen Fische zunimmt und damit auch die relative Bedeutung der großen Fische für die Reproduktion zunimmt. Auch konnte belegt werden, dass bei einer reinen Mindestmaßregelung die großen Hechte aus den Gewässern verschwinden.
Küchenfenster: Mindest- und Maximalmaß als Grundlage der Fischentnahme
Interessant ist auch folgendes: Desto größer der Hechtrogner, desto größer ist auch die Überlebensfähigkeit der Nachkommen sowie die Fruchtbarkeit der laichenden Hechte. Die Überlebensfähigkeit von Nachkommen der großen Rogner von über 100cm ist ähnlich groß wie bei mittleren Hechten von 50cm – 70cm! In Experimenten konnte dies nachgewiesen werden. Die Nachkommen der zum ersten mal laichenden Hechte (Hechte von 30-40cm) hingegen ist waren hinsichtlich der Überlebensfähigkeit deutlich unterlegen.
Fakt scheint zu sein, dass eine “Küchenfensterregelung” sinnvoll sein kann. In diesem Fall: Hechte zwischen 40cm und 80cm müssen entnommen werden. Alle anderen Hechte, die entweder zu klein sind und damit das Mindestmaß unterschreiten und Hechte, die das Maximalmaß überschreiten, müssen schonend zurückgesetzt werden.
Wie ist Eure Meinung dazu? Würdet Ihr diese Methode der Küchenfensterregelung willkommen heißen?
Quelle: dicht-am-fisch.de
Lg Manfred